10. MWG-Kolloquium

Das Expertenprojekt am Marianne-Weber-Gymnasium feiert Jubiläum

Mitte April fand das MWG-Kolloquium, bei dem Schüler*innen im Rahmen der Begabungsförderung zuvor erarbeitete Facharbeiten im gemütlichen Rahmen des mittlerweile sogenannten „Expertencafés“ präsentieren, zum zehnten Mal in Folge statt.

Anlässlich dieses kleinen Jubiläums gab Frau Brinkmann, Ansprechpartnerin für die Begabungsförderung am MWG, zu Beginn einen kurzen Rückblick: Sie erinnerte an den legendären Vortrag beim ersten Kolloquium von zwei Neuntklässlerinnen über Pflanzengifte, der mit viel Stoff aus den Fachbereichen Geschichte, Chemie und etwa einem Halbjahr Leistungskurs Biologie  dem Publikum anschaulich und unterhaltsam nahebrachte, wer, wann, womit, wie und warum getötet wurde.

Auch im 10. Durchgang haben sich die Teilnehmerinnen wieder für interessante und faszinierende Themen entschieden, die allesamt in gesellschaftlich-politischer Hinsicht bedeutsam sind: Von Tierversuchen und der Analyse kontroverser politischer Reden über das Recyclingproblem und die Entwicklung des Frauenfußballs bis zu einer psychischen Erkrankung, der Dissoziativen Identitätsstörung.

Dazu sind die Schülerinnen (dieses Mal nur Mädchen) unter kompetenter Anleitung unserer Kollegin Nele Wächter in den letzten Monaten erste Schritte wissenschaftlichen Arbeitens gegangen, haben zu ihren selbstgewählten Themen gründlich recherchiert, geforscht, geschrieben, eine Präsentation erstellt und diese nun dem interessierten Publikum aus Eltern, Lehrkräften und Mitschüler*innen bestehend vorgetragen.

Maya Bunjanutsch Rethmeier, 9b, begann mit einer differenzierten Auseinandersetzung zur Frage, ob Tierversuche ethisch vertretbar seien. Trotz überzeugender Argumentation für Tierversuche zu medizinischen Zwecken, positionierte sie selbst sich klar dagegen: Auch die-se Versuche seien äußerst kritisch zusehen, da die Mindestanforderungen an die Haltung der Tiere zumeist nicht eingehalten würden.

Lovis Manthey, 9b, führte uns mit ihrem Vortrag vor Augen, wie leicht Menschen durch die Semantik eines Textes beeinflusst werden können. Dazu analysierte und verglich sie zwei politische Reden, von einem Politiker der AFD und einer Politikerin der Partei Die Linke, zur Migrationspolitik. Dabei wurde deutlich, dass beide Politiker*innen sprachlich sehr unter-schiedlich über die identische Debatte berichteten, wobei sie unterschiedliche Bilder hervor-riefen.

Recycling klingt nach der perfekten Lösung für unser Plastikproblem. Greta Kramer, 10d, zeigte, dass unser Plastikmüll häufig in asiatische Länder verfrachtet wird und dort für neue Probleme sorgt. Deshalb appellierte sie an ihre Zuhörer*innen, dass wir vor allem unseren Konsum reduzieren müssen, um das Problem zu lösen.

Lina Kramer, 10d, nahm das Publikum nach der Pause zur Fragestellung: Von Verspotteten zu Vorbildern? mit auf eine Reise in die Geschichte der Entwicklung des Frauenfußballs. Dabei schilderte sie anschaulich heute kaum noch nachvollziehbare Vorbehalte gegen Fußballerinnen, beispielsweise dass sie physisch nicht zu diesem Sport in der Lage wären und es ihrem Gemüt schaden würde Deshalb mussten sie mit z.B. kleineren Bällen und ohne Stollen spie-len. Prämien, die sie damals für Siege erhielten, waren zumeist Haushaltsgeräte wie etwa ein Geschirrset. Auch wenn sich inzwischen viel getan habe, gelte es nach wie vor, weiter bestehende Ungleichheiten zu bekämpfen wie etwa Gehaltsunterscheide von mehreren hunderttausend Euro bei Profifußballer*innen oder schlechtere Trainingsbedingungen für die Frauen.

Nicht nur die körperlichen Leistungen von Menschen faszinieren, sondern immer wieder auch die unseres Gehirnes. Um z. B. mit schrecklichen Erlebnissen umzugehen, kann sich, nach besonders schrecklichen Erlebnissen, die Persönlichkeit aufspalten. Dabei handelt es sich um die Dissoziative Identitätsstörung, über die Finnya Brauße, 10d, aufklärte und dabei erstaunliche Details aus dem Leben von Menschen mit multipler Persönlichkeit (wie die Krankheit früher genannt wurde) schilderte. So könnten sich beispielsweise auch körperliche Merkmale wie das Betrunkensein schlagartig zu vollkommener Nüchternheit ändern, wenn Betroffene ihre Persönlichkeit wechselten.

Yichu Zou (8d,Flügel) und Pantea Mirzaie (8b,Harfe) gaben dem  Programm einen würdigen, musikalischen Rahmen.

Die Vortragenden bekamen anschließend ihre Facharbeiten in gebundener Form feierlich mit einer Rose überreicht. MWG-Schulleiter Herr Herrmuth und Frau Brinkmann brachten dabei zum Ausdruck, welch herausragende Leistung in der Erarbeitung der komplexen Themen und in der souveränen Vorstellung vor Publikum liege. 

(Text und Fotos: T. Krügler/LZ)