Die Zeit bleibt (nicht) stehen – Schüler*innen auf den Spuren des Holocausts in Krakau und Auschwitz-Birkenau 

Die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Holocausts begann für die Abiturient*innen bereits am ersten Tag, als sie das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Plaszow bei Krakau betraten. An diesem besonderen Ort der Erinnerungskultur, wo Vergangenheit und Gegenwart unweigerlich aufeinandertreffen, wurde ihnen bewusst, wie schwer die Spuren der Geschichte auf diesem Boden lasten. Die einstige Residenzstadt der polnischen Könige, Krakau, und das jahrhundertealte jüdische Leben dort waren weitere Stationen ihrer Spurensuche. Die historischen Gassen, die Synagogen und das ehemalige jüdische Viertel Kazimierz zeugten von einer reichen Kultur, die durch den Holocaust beinahe ausgelöscht wurde.

Ein besonders eindrücklicher Moment der Fahrt war die Begegnung mit Lydia Maksymowicz, einer der letzten Überlebenden des Konzentrationslagers Auschwitz. Als Kind wurde sie dorthin deportiert – eine grausame Realität, die sie mit unerschütterlicher Stimme schilderte. Ihre Geschichte ließ niemanden unberührt. Es waren nicht nur Worte, sondern ein Vermächtnis, das die Schüler*innen in sich aufnahmen. Der Nachmittag führte einige in die Stadt Oświęcim, wo sie mehr über die jüdische Kultur der Region erfuhren, während andere eine Ausstellung des Auschwitz-Überlebenden Marian Kołodziej besuchten. Seine Kunstwerke, eine erschütternde Verarbeitung seiner Erinnerungen, brachten das Unvorstellbare auf eine Weise näher, die Worte kaum vermögen.

Dann folgte der Tag, der die meisten Spuren hinterlassen sollte: Die sechsstündige Führung durch die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau. Berührend. Aufwühlend. Erschütternd. Schritt für Schritt bewegten sie sich durch die Baracken, über das weitläufige Gelände, vorbei an den Überresten der Gaskammern. Sie hörten von den unmenschlichen Bedingungen, von den Schicksalen der Gefangenen, von den zahllosen Menschen, deren Leben hier endete. Das Gefühl der Beklemmung wich nicht – selbst in der Stille, die sich über den Ort legte.

Am letzten Tag tauchten die Schüler*innen noch einmal tiefer in die jüdische Geschichte ein. Während eine Gruppe das Jüdische Museum und die Synagoge in Oświęcim besuchte, reflektierte die andere Gruppe die Erlebnisse der vergangenen Tage. Abschließend setzte sich die gesamte Gruppe mit der Dokumentation „Ganz normale Männer – der vergessene Holocaust“ auseinander. Sie diskutierten, stellten Fragen, versuchten zu begreifen, was kaum zu begreifen ist.

So ging eine intensive und bewegende Fahrt zu Ende – doch die Eindrücke, die Gespräche und das Gedenken an die Opfer bleiben. Niemand kehrte unverändert zurück.